Der Kreuzberger Himmel - BETREIBERWECHSEL

Zugegebenermaßen sind deutsche Restaurants nicht unbedingt meine erste Wahl für ein Abendessen. Trotzdem möchte ich auch der deutschen Küche gegenüber offen bleiben und habe ihr erneut eine Chance gegeben - diesmal im Kreuzberger Himmel. Dieses Restaurant gehört zur Kirche direkt nebenan und Sonntags steht sogar der Pfarrer persönlich hinter der Bar-Theke!

Ich bin hier an einem Montag Abend und es ist nicht einfach, noch einen Platz zu bekommen. Auf den meisten noch unbesetzten Tischen steht ein "Reserviert"-Schildchen, doch ich habe Glück, ein Paar hat gerade gezahlt. Die Einrichtung macht deutlich, dass das Restaurant zur evangelischen Kirche daneben gehört, doch es ist nicht kühl, sondern trotzdem gemütlich. Es herrscht eine angenehme Lautstärke, vermutlich auch, weil ein Großteil der Gäste die 60 Jahre überschreitet.

Draußen liegt frisch geschneiter Schnee und die Atmosphäre bewirkt, dass ich mich auf ein deutsches Essen freue.

Die Speisekarte ist ohne wenn und aber vollständig nach dem Motto "für jeden was dabei". Ich finde sie sehr gelungen. Mir gefällt die Idee, die Gerichte nach Heiligen zu benennen. Außerdem gibt es Brotzeit, welche hier Jausenplatten heißen, vegetarische, vegane und üppige Fleischgerichte - eine ansprechende Auswahl. Die klassischen deutschen Gerichte wurden durch internationale Einflüsse verfeinert und zu modernen, raffinierten Gerichten gemacht, ohne dabei das Bodenständige und Traditionelle zu verlieren.

Meine Begleitung und ich bestellen Himmel und Äd met Blotwoosch - gebratene Blutwurst auf hausgestampften Kartoffelpüree und Apfel-Birne-Thymian-Kompott - und den Heiligen Vitus - Spanferkelbraten in dunkler Andechser Biersoße mit Serviettenknödel und Spitzkohlgemüse - aus der Menü-Kategorie "Hunger". Außerdem möchte ich den Bonifatius - Salat der Saison mit Ziegenkäse, Preiselbeeren, Lavendelhonig und Kürbiskernen, dazu geröstetes Kräuterbaguette - aus der Abteilung "Leichtes" probieren.

Ich hätte nicht gedacht, dass mir Blutwurst schmecken könnte, und eigentlich bin ich auch kein Fan von Obst zu Herzhaftem - doch es hat gepasst. Das Spanferkel ist einen Tick zu hart, doch geschmacklich sehr gut, genau wie das Spitzkohlgemüse. Knödel liebe ich sowieso! Ziegenkäse ebenso und mit der Preiselbeermarmelade auf dem warmen Baguette ist er ein Genuss. Das Salatdressing ist auch gut abgeschmeckt, nur mit dem Lavendelhonig wurde gespart.

Schließlich wollen wir noch ein "Himmlisches Finale". Wir bestellen einen Pfannkuchen mit Apfel und Vanilleeis und eine warme Buchtel mit Pflaume in Vanillesoße. Beides ist lecker, mehr aber auch nicht. Der Pfannkuchen für meinen Geschmack etwas zu fettig und zu wenig Apfel, die Buchtel ist oben zu hart und die Vanillesoße deutlich zu viel. Mit Süßspeisen bin ich aber eh etwas schwierig.

 

Im Restaurant herrscht Hochbetrieb, doch mit nur zwei Kellnern, wovon einer die Getränke macht, ist der Service etwas unterbesetzt. Die beiden Männer arbeiten zwar sehr gut und uns fehlt es an nichts, doch durch die stressige Situation wird das mit der freundlichen Bedienung leider etwas vernachlässigt...

Alles in allem ist der Kreuzberger Himmel empfehlenswert und im Gegensatz zu vielen modern-deutschen Restaurants sind die Preise nicht abgehoben, sondern sehr fair.

Kreuzberger Himmel

Yorckstraße 89

10965 Berlin

Montag bis Sonntag, 11-23 Uhr

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Kommentare: 1
  • #1

    Thomas (Sonntag, 01 März 2015 22:11)

    Hallo Marianne,

    den Kreuzberger Himmel fand ich überraschend gut, hätte ich so gar nicht erwartet. Ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

    LG, Thomas