Mutzenbacher

Ich mag nicht viel am Winter, aber Kohl, Klöße und Knödel mag ich wirklich sehr. Okay, und Orangen. Aber heute soll es um Knödel gehen.

 

Kartoffelklöße, die Thüringer, gab es bei uns immer zu bestimmten Gerichten zu exklusiven Anlässen. Knödel hingegen gab es nie. Doch ich war ganz sicher, diese aus Brötchen hergestellten Klöße würden mir mindestens genauso gut schmecken. Und in der Tat, es war eines meiner Winter-Highlights, als ich in den Genuss der Spinatknödel im Mutzenbacher in Friedrichshain kam. Vom Germknödel ganz zu schweigen!  

Viel Holz, viel Wandschmuck, viele Menschen - ins Mutzenbacher taucht man ein, wie in eine pulsierende Feier. Die Stimmung ist ausgelassen, das Licht ist warm und schummrig, die Einrichtung rustikal und unkompliziert. Wir fühlen uns sehr wohl.

 

Fein abgeschmeckt und mit Detailliebe zubereitet hingegen sind die österreichischen Speisen, die hier auf der Karte stehen. Eigentlich ist es das Wiener Schnitzel, hauchdünn, riesig und knusprig, das dem Lokal seinen Ruhm bringt, doch ich bin wegen der Knödel hier. Drei Spinatknödel, in goldener Nussbutter liegend, garniert mit etwas gereiftem Bergkäse und gerösteten Semmelbröseln duften also vor uns. Dazu kommt ein Beilagensalat aus rohem Blattsalat mit einem sehr runden Dressing und ein Schälchen mit Kartoffel- und Gurkensalat, das wir extra bestellt haben. Denn ich erinnerte mich, dass ich mal ganz begeistert gewesen war vom Kartoffelsalat in Österreich.

 

Und bin es wieder. Leicht, frisch und gleichzeitig sämig und aromatisch ist auch dieser Kartoffelsalat und passt zwar nicht unbedingt zu den Knödeln, dafür aber bestimmt hervorragend zu einem der Fleischgerichte. Die Knödel sind perfekt ausbalanciert zwischen der nussig-süßen Butter, dem herzhaft-würzigen Bergkäse, dem herben Spinat und dem gefälligem Semmelteig, der alle Komponenten zu einer lockeren Kugel bindet. Was für ein schönes Gericht!

Wenn ich ganz ehrlich bin, wollte ich eigentlich wegen der Germknödel ins Mutzenbacher. Denn kaum ein Restaurant serviert diesen mit Pflaumenmus gefüllten Mehlkloß, der in Vanillesoße und Mohn schwimmt. Das Mutzenbacher aber schon, genau wie den klassischen Kaiserschmarrn, der dem Lokal ebenfalls viel Ruhm verschaffte - zurecht, wie ich finde. Auf einem kleinen Holztablett serviert, stehen drei verschiedene Soßen neben der mit einer großzügigen Menge Kaiserschmarrn gefüllten Pfanne: Apfelmus, geschlagene Sahne mit Beeren und in Rum eingelegte Zwetschgen. Der Schmarrn selbst ist buttrig, locker und nicht allzu leicht. Nicht allzu süß aber auch, denn die Süße bringen vor allem die Rosinen im Teig. Etwas Rum scheint auch hier dabei zu sein, was dieses Dessert sicherlich für viele zu einem Hochgenuss macht.

Ein wahrer Hochgenuss ist mein Dessert für mich auf jeden Fall. Der langersehnte Germnknödel verbirgt sich in einem Berg aus Vanilleschaum, der durch die dezente Rum-Note und die Konsistenz einer Wolke sehr raffiniert ist. Auch macht der Schaum es zu einem vergleichsweise leichten Dessert, ohne dass geschmacklich etwas fehlen würde. Der Germknödel ist genau so, wie er sein soll, die Füllung ist genau richtig dosiert und ich bin sehr, sehr glücklich über diese Entdeckung. 

Auch, wenn das Mutzenbacher als "Schnitzelpuff" bekannt ist, gibt es viele vegetarische Gerichte, die keinesfalls bloß Abwandlungen sind. Der Service ist dynamisch, freundlich und professionell - wirklich keine Selbstverständlichkeit mehr in Berlin, muss ich sagen.

 

Ein richtiger Wohlfühlort ist das Mutzenbacher, lebendig und gleichzeitig gemütlich. Ich würde hier mit der Familie, mit Freunden oder auch mit Kollegen herkommen - passt alles. 

Mutzenbacher "Schnitzelpuff"

Libauer Straße 11

10245 Berlin Friedrichshain

Täglich von 12 bis 24 Uhr geöffnet