La Brasserie Lamazère

Zum Geburtstag schenkten zwei Freunde mir eine Einladung zum Essen in der Brasserie Lamazère. 

Das französische Restaurant am Stuttgarter Platz in Charlottenburg gehört schon eher zu den nobleren Lokalen Berlins und allein wäre ich dort bestimmt nicht hingegangen.

Nur Gutes hatte ich darüber gehört und voller Vorfreude war ich dementsprechend, als ich letzte Woche endlich mein Geburtstagsgeschenk einlöste.

Die Karte wechselt täglich. Auf einer Tafel stehen die Tagesgerichte, welche ich trotz Basis-Französischkenntnissen nicht alle ohne weiteres übersetzen konnte. Ich muss gestehen, die französische Küche ist mir noch nicht allzu vertraut.

 

Wir sind zu dritt und einigen uns darauf, jeder etwas anderes zu bestellen, damit wir so viel wie möglich probieren können. 

Der aufmerksame und freundliche Service bringt schon mal Baguette, gesalzene Butter und französische Salami während wir die Karte studieren. 

Zwischen den circa 8 verschiedenen Vorspeisen entscheide ich mich für den Kürbis-Brie-Flan an Rucola mit Maronenpüree und Ziegenkäse-Gel. Meine Begleitung wählt die Terrine von der Ente und die französische Aufschnittplatte. 

Kaum ist das köstliche Baguette-Brot aufgegessen, kommt die Kellnerin schon mit einem neuen Korb voll. Unwiderstehlich.


Als ich unter den Hauptspeisen geräucherten Rochen lese, steht der zweite Gang auch fest. Meine Begleitung bestellt vegetarische Tortelloni mit Steinpilzen und Blumenkohl. Als dritte Hauptspeisen wählen wir eine Beilage aus Kartoffelecken mit Trüffelmayonnaise und Schinken. 


Einen Flan hatte ich noch nie gegessen und bin zunächst von der Konsistenz etwas verwirrt. Ähnlich wie ein Pudding, nur wesentlich leichter und luftiger, fast Richtung Schlagsahne. Der Geschmack ist eher Brie, der Kürbis liegt in kleinen Würfeln drum herum. Maronenpüree und Ziegenkäse-Gel sind ein interessantes Zusammenspiel, was durch die bittere Note des Rucola gut reguliert wird. 

Die Terrine entpuppt sich als eine Art dicke Scheibe Sülze, was ja so gar nicht meins ist. Trotzdem ist sie gut gewürzt und der Enten-Geschmack deutlich. Sowas muss man mögen.

Auf der französischen Aufschnittplatte ist zu meiner Enttäuschung kein Käse, dafür verschiedene Schinken- und Salami-Sorten. Dazu kommt ein gigantisches Glas saure Gurken, die nicht wie die aus dem Glas schmecken, sondern ihren Namen hingegen komplett verdienen.


Jetzt zu meinem Rochen. Er wird begleitet von einem Kartoffelstampf, Champignonpüree, gebratener Sellerie und einer Rotwein-Schalotten-Soße. Kein simpler Teller würde ich mal sagen.

Auch im Mund entsteht zunächst so etwas wie Überforderung, bevor ich mich an das Zusammenspiel der vielen, starken Geschmäcker gewöhne. Das Fleisch des Rochens an sich ist mild und zart und perfekt in der starken Rotweinnote der Soße. Jede Komponente ist ein Genuss, wobei ich jedoch keinen Nachschlag verlangen könnte. Ist schon bisschen viel alles, muss ich gestehen.

Die Tortellini sind im Vergleich unspektakulär und die Bestätigung für mich, dass die französische Küche vielleicht doch besser mit Fleisch und Fisch kann. 

Fettig und mächtig sind die halb frittierten Kartoffeln zwar, aber echt lecker. Wunderbare Mayonnaise mit dezenter Trüffelnote und roher Schinken machen weit mehr als eine Beilage aus ihnen.


Egal, wie voll wir sind, ein Dessert ist nach all der Herzhaftigkeit wirklich unverzichtbar.

Wir sind zu dritt, also erlauben wir uns zwei der circa fünf Desserts.

Die Vanillecreme mit Cointreau-Bisquits und Ananas, serviert im Weck-Glas und eine Cheesecake-Interpretation mit weißer Schokolade und Passionsfrucht, serviert auf einer Schieferplatte.

Zweiteren essen wir zuerst - das ist ein Fehler.

Diese frischen Cheesecake-Hügel in Kombination mit der weißen Schokoladen-Soße, dem Crunch der Butterstreusel und der fruchtigen Passionsfrucht sind eines der leckersten süßen Dinge, die ich je gegessen habe. Wir vergessen die vollen Mägen und hätten noch fünf weitere Portionen davon bestellt. 

Leider kommt die Vanillecreme dagegen nicht im geringsten heran. Sie ist lecker, ja, aber mehr nicht.


Ein 3-Gänge-Menü kostet 35 Euro, was ich bei den großzügigen Portionen wirklich fair finde. Nur Vorspeise und Hauptspeise kosten 32 Euro, Hauptspeise und Nachspeise 30 Euro.

Die Brasserie Lamazère ist der richtige Ort für ein richtig gutes Abendessen, ohne Wenn und Aber. Service, Atmosphäre, Preis-Leistung und Qualität lassen keine Wünsche offen.

Ich muss sagen, wäre die Karte fest, würde ich vielleicht nicht nochmal kommen. Da aber täglich neue Gerichte serviert werden, kann ich mir zwei bis drei Besuche im Jahr gut vorstellen. 


Noch um 22 Uhr kommen neue Reservierungen rein, bis Mitternacht ist das kleine Restaurant fast voll und bis halb Eins können wir hier in lebendiger Gesellschaft den Abend ausklingen lassen. 

Mit der Rechnung kommt für jeden ein ofenfrisches Madeleine.

Ist schon ein richtiges Erlebnis, muss ich sagen.

Lamazère - Brasserie

Stuttgarter Platz 18

10627 Berlin

Dienstag bis Sonntag von 18 bis 2 Uhr geöffnet

Unbedingt reservieren!

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Kommentare: 1
  • #1

    Vincenzo (Freitag, 13 November 2015 12:09)

    Très bon!