Frea

Viel des Guten gibt's im Frea. Keinesfalls aber gibt es zu viel des Guten - wie man vielleicht vermuten könnte, wenn man von diesem veganen zero-waste Restaurant an der Torstraße in Mitte hört.

 

Das Frea verzichtet auf tierische Produkte und auf Verschwendung, wirtschaftet nachhaltig, kocht mit regionalen Bio-Zutaten und möchte so klimafreundlich wie möglich sein. Manch' einem ist das vielleicht tatsächlich bisschen viel. Mir keineswegs. Ich habe hier ein hervorragendes Mittagessen genossen. 

Wirklich sehr, sehr schön ist das Lokal an der Ecke zur Kleinen Hamburger Straße. Freundlich, hell und offen mit der richtigen Balance aus rohen, unverputzten Wänden und glatten, eleganten Elementen. Freundlich werden wir auch empfangen vom Inhaber David, der alle ankommenden Gäste einzeln begrüßt - finde ich sehr angenehm. Das Herzstück des Restaurants ist die offene Küche. Sie ist so nah, dass man gut reinschauen kann, und so weit, dass die Küchengeräusche nicht die eigenen Gespräche unterbrechen. 

 

Das Mittagessen im Frea startet für jeden Gast mit einer Scheibe hausgemachten Weizensauerteigbrots und einem Schälchen hausgemachten Kohlrabi-Kimchi. Hausgemacht ist hier übrigens alles, auch der Wasserkefir, den wir dazu trinken. Ich hätte nicht gedacht, dass Wasserkefir so etwas Gutes ist und Kohlrabi sich als Kimchi genauso toll macht wie Chinakohl. Am wenigsten hätte ich erwartet, dass das Sauerteigbrot hier so dermaßen gut ist, dass es es unter meine sechs liebsten Weizensauerteigbrote Berlins schafft. Knusprigste Kruste um eine blättrige, zarte Krume - meine hohen Brot-Ansprüche werden erfüllt. 

Wir teilen uns den Wildkräuter-Salat als Vorspeise. Minze, geröstete Kerne, hauchdünne Rettichscheiben und ein Dressing aus Nussmus machen ihn saftig und würzig. Zero-waste heißt auch, dass die Blätter und Stengel einer Möhre beispielsweise, oder die einer Rote Beeten, die für üblich weggeschmissen werden, ebenfalls verarbeitet werden. Häufig schmecken diese intensiver als das Gemüse selbst und enthalten wertvolle Nährstoffe. Im Frea landen sie zum Beispiel im Salat, der dadurch interessante, neue Aromen bekommt. 

 

Als Hauptspeise bestelle ich ein Linsenragout mit geröstetem Gemüse und Dip, meine Begleitung entscheidet sich für die Kartoffelterrine mit Pilzen.

Ich liebe meine Linsen! Das Ragout trifft genau meinen Geschmack: die Art, wie es gewürzt ist, dass es dazu Wurzelgemüse aus dem Ofen mit einem aromatischen Dip gibt und etwas frischer Salat obendrauf liegt. Der Dip ist cremig-fettig und erinnert an Guacamole, wird aber aus Sonnenblumenkernen, Lauch und Petersilie gemacht. 

 

Die Kartoffelterrine besteht aus geschichteten Kartoffelstreifen, die schön buttrig sind - ohne den Einsatz von Butter natürlich - und von rauchigen Pilzen begleitet werden, dessen Geschmack fast an Fleisch erinnert und allemal mit dem Wort Umami beschrieben werden kann. Dazu gibt es ein Selleriepüree, das einem bestimmt gut schmeckt, wenn man denn Sellerie mag. 

Das Menü besteht aus drei Vorspeisen, drei Hauptspeisen und drei Desserts. Ändert sich die Saison, so ändert sich auch die Karte. Das Frea bezieht seine Zutaten aus der Region, aus Deutschland, beziehungsweise aus Süditalien, um die besten Zitronen in Bio-Qualität zu bekommen. Sie unterstützen kleine Lieferanten und Erzeuger - auch mit ihren Abfällen. Denn im Frea steht eine moderne Kompostiermaschine, in der alle Bioabfälle aus der Küche und die Essensreste der Gäste landen. Dank bestimmter Bakterienkulturen entsteht dann hier aus Müll wieder fruchtbare Erde - sogenannter Humus. Die Produzenten können diese nährstoffreiche Erde für ihre Beete verwenden, auf denen dann wieder kräftiges Gemüse gedeihen kann.   

Weil sie hier alles selber machen, gibt es den Kaffee nur mit Haselnussmilch - denn diese machen sie im Haus. Die Milch duftet, hat eine cremige Konsistenz und gibt dem Kaffee durch ihre ganz leicht salzige Note einen tollen Geschmack. Am liebsten hätte ich noch ein großes Glas warme Haselnussmilch getrunken. 

An dem wunderschönen, hellblau verkleideten Tresentisch direkt vor dem Fenster zur offenen Küche sollen demnächst kleine, feine Dinner oder Workshops zum Thema Fermentation und veganes, zero-waste Kochen stattfinden. Bisher hat das Frea nur Mittagstisch, auf ein Abendgeschäft freue ich mich aber schon - dann kann ich nämlich öfters vorbeikommen. 

Frea

Torstraße 180

10115 Berlin

Montag bis Freitag von 11 bis 16 Uhr geöffnet